Die Wirtschaftslage vieler KMU wird aktuell vom Kriegsgeschehen in der Ukraine maßgeblich beeinflusst. Auch der anfangs von der Pandemie ausgelöste Materialmangel und die große Zahl an fehlenden Fachkräften beeinträchtigen weiter das Tagesgeschäft. Wie sich die Konjunktur angesichts des möglichen Gasstopps aus Russland im Herbst und Winter entwickeln wird, bleibt noch ungewiss. Prognosen zeigen zwar, dass deutsche Firmen in den kommenden Monaten auch ohne russisches Gas wirtschaften könnten, dennoch wird es voraussichtlich einen Anstieg bei den Unternehmenskrisen geben.
Rekordhoch: So viele fehlende Fachkräfte wie noch nie
Im Juli erreichte der Fachkräftemangel laut Erhebungen des ifo-Instituts ein neues Rekordhoch: Fast 50 Prozent aller Unternehmen hierzulande fehlt es an ausreichend Fachpersonal, teilweise muss das Geschäft eingeschränkt werden. Momentan ist der Dienstleistungssektor mit knapp 55 Prozent am stärksten betroffen. Doch auch andere Segmente sind in Mitleidenschaft gezogen worden. Im Verarbeitenden Gewerbe finden knapp 45 Prozent der Betriebe nicht ausreichend Fachkräfte; am meisten leiden hier derzeit die Lebensmittelhersteller mit 58 Prozent sowie die Hersteller von Metallerzeugnissen und Datenverarbeitungsgeräten mit etwa 57 Prozent vom Fachpersonalmangel betroffenen Firmen. Eine Entspannung der Situation ist über einen längeren Zeitraum nicht in Sicht.
Anhaltender Materialmangel
Neben der Herausforderung bezüglich des Fachkräftebedarfs sind ebenso weiterhin Ausfälle beim Material, vor allem im Industriesektor, zu verzeichnen. Besonders drastisch sind fehlende Vorprodukte und Materialien für die Automobil- und Elektroindustrie sowie den Maschinenbau: Etwa 90 Prozent der Betriebe sind vom Materialmangel betroffen. Eine Hauptursache für die anhaltenden Lieferengpässe liegt neben dem Ukraine-Konflikt auch in der Logistik, wie etwa dem weltweit stockenden Schiffsverkehr.
Sorgenkind Energieversorgung
Die größten Sorgenkinder für die meisten Industriebetriebe dürften momentan allerdings die Kosten für und die Versorgung mit Energie sein. Insgesamt haben sich die Energiepreise im Juni 2022 um rund 86 Prozent im Vergleich zu Juni 2021 erhöht. Auch die Erzeugerpreise sind damit im Juni dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahresmonat um knapp 33 Prozent angestiegen. Als Folge der enorm gestiegenen Energie- und Erzeugerpreise haben sich zudem die Kosten für Waren wie Vorleistungs-, Investitions- und Gebrauchsgüter erhöht.
Erste Prognosen deuten zwar darauf hin, dass eine Energieversorgung ohne russisches Gas kommenden Herbst und Winter möglich ist, Produktions- und Umsatzeinbußen werden damit dennoch unweigerlich verbunden sein. Für bereits angeschlagene Unternehmen könnte eine weitere Zuspitzung der Situation verheerend sein. Die Anmeldung einer Insolvenz ist in manchen Fällen die letzte Konsequenz.
Wieder mehr Insolvenzfälle
Im Juli dieses Jahres meldeten insgesamt 710 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an; das sind 11 Prozent mehr als im Juli des vorherigen Jahres. Dieser Trend soll sich laut Frühindikatoren des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in den nächsten zwei Monaten fortsetzen: 20 Prozent mehr Insolvenzfälle werden im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Doch auch in Bezug auf das gesamte Jahr 2022 wird mit einem erhöhten Aufkommen an Insolvenzen gerechnet. Die von einer Insolvenz betroffenen Arbeitsplätze sind mit 46 Prozent zudem meist im Industriezweig zu verorten.
Unternehmenslage beobachten
Steigende Kosten für Energie und Vorprodukte, Fachkräfte- sowie Materialmangel halten KMU in der nächsten Zeit in Atem. Gut beraten ist, wer die Entwicklung der Unternehmenslage stetig im Auge behält und bei einer sich abzeichnenden finanziellen Schieflage rechtzeitig Maßnahmen ergreift. Externe Experten können bei der Entwicklung eines Sanierungsplans zur Betriebsneuaufstellung im Rahmen einer Restrukturierung und mit einem objektiven Blick auf Unternehmenszahlen, Angebot und Finanzen helfen.
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