Letzten Herbst rechneten Beobachter noch damit, dass die deutsche Wirtschaft in eine deutliche Rezession stürzt. Die Prognosen vom Jahresende gaben dann wiederrum Entwarnung. Es komme lediglich zu einer Stagnation oder gar zu leichtem Wachstum. Ist für Unternehmen jetzt alles entspannt? Eher nicht: Experten sehen weiterhin ungelöste Herausforderungen, die jederzeit für neue Schocks sorgen können.
Die wahrscheinlich größte Gefahr für die Wirtschaft stellt eine weitere Eskalation und mögliche Ausweitung des Ukraine-Krieges dar. Laut dem DIW-Experten Marcel Fratzscher drohten dadurch im schlimmsten Fall eine tiefe Rezession oder gar eine Depression. Unternehmen könnten ihre Investitionen einstellen und die Inflation erneut einen massiven Sprung machen.
Lädierte Lieferketten und die Energiefrage
Auch die Situation der Lieferketten und die Lage am Energiemarkt können sich jederzeit erneut zuspitzen. Aktuell haben sich die Herausforderungen hier auf hohem Niveau stabilisiert, dieser Zustand muss aber nicht von Dauer sein. Laut dem Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin habe die Regierung zwar die Gasspeicher gefüllt, dennoch wären weitere Unterbrechungen von Gaslieferungen nach Europa prekär. Fratzscher hält eine Rezession von bis zu sieben Prozent für möglich, sollten Unternehmen davon beeinträchtigt werden.
Weitere Unterbrechungen sind auch in den Lieferketten nicht auszuschließen. Gerade der Ukraine-Konflikt und ein neuerliches Auflodern der Corona-Pandemie in China können für Engpässe bei zentralen Vorprodukten sorgen, ist Fratzscher sicher. Gefahr droht dabei auch durch den globalen Handel. Die Spannungen zwischen den USA und China haben durch die Spionage-Vorwürfe zuletzt stark zugenommen. Zudem kämpfen Schwellenländer laut dem Experten mit der Entwertung ihrer Währungen und starkem Kapitalabfluss. Als Exportnation würde ein zum Erliegen kommender Welthandel Deutschland stark treffen.
Auch der Binnenmarkt ist gefährdet
Nach teils zweistelligen Steigerungen der Inflationsrate im letzten Jahr, hatte sich die Teuerung zum Ende hin etwas beruhigt. Im Dezember 2022 war sie laut Angaben des statistischen Bundesamtes im Vergleich zum Vormonat gefallen; im Januar legte sie vorrausichtlich um ein Prozent auf plus 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert zu.
Gerade die hohen Energiepreise sind aber zur Dauerbelastung für die Verbraucher geworden. Die Kaufkraft ist gedämpft, vor allem Menschen mit geringem und mittlerem Einkommen sieht Fratzscher betroffen. Kommt es zum erneuten starken Anstieg der Inflationsrate, könnte das Konsumverhalten einbrechen. Der Inlandshandel geriete ins Stocken, Unternehmen könnten massive Absatzprobleme bekommen.
KMU – Frühzeitig an Sanierungsmaßnahmen denken
Jede dieser Herausforderungen ist für sich genommen bereits ein hohes Risiko. Doch die Gefahren sind zudem kompliziert miteinander verflochten. Dadurch kann es jederzeit zu Kettenreaktionen und multiplen Schocks wie im letzten Jahr kommen. Für KMU besteht deshalb trotzt momentaner Ruhe kein Grund zur Entspannung. Stattdessen sollte die jeweilige Geschäftsleitung die Gesamtwirtschaft, die Entwicklung ihrer Branche und natürlich die eigenen Unternehmenszahlen derzeit ganz genau im Blick behalten. Zudem ist es unbedingt angeraten, mögliche Sanierungsszenarien vorab schon einmal zu planen und durchzuspielen. So kann im Ernstfall umgehend reagiert werden.
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