Es klingt fast paradox: Ein Unternehmen steckt in der Krise – vielleicht sogar in der Insolvenz – und soll gleichzeitig genügend Liquidität aufbringen, um wieder wettbewerbs- und handlungsfähig zu werden. Doch die Frage, woher die Mittel für die Sanierung kommen sollen, ist Alltag für viele Unternehmen. Dieser Beitrag bietet deshalb eine Übersicht über mögliche Finanzierungsansätze, die auch in der Krise greifen.
Zahlreiche Betriebe geraten aktuell in wirtschaftliche Schieflagen, nicht wenige müssen Insolvenz anmelden. Um die Ursachen der internen Krise zu beheben, finanzielle Engpässe zu überbrücken oder die akute Krisensituation abzuwenden und die Existenz des Unternehmens auch künftig zu sichern, sind Sanierungsmaßnahmen nötig.
Doch gerade in der Liquiditätskrise oder in der Insolvenz stellt sich die zentrale Frage: Woher die Mittel nehmen, um solche Maßnahmen umzusetzen und den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten?
Welche Finanzierungsformen eignen sich bei einer Sanierung?
In Krisensituationen haben Unternehmen häufig nur begrenzten Zugang zu klassischen Bankkrediten. Es gibt jedoch Alternativen.
Ein kriselndes Unternehmen kann etwa:
… Lagerbestände als Sicherheit für einen bankenunabhängigen Kredit nutzen. Ein Finanzierungspartner bewertet bei dieser Lagerfinanzierung den aktuellen Warenbestand und stellt kurzfristige Mittel zur Verfügung. So lässt sich das Potenzial gebundenen Kapitals nutzen, ohne dass Ware verkauft werden muss.
… offene Forderungen an einen Factoring-Anbieter verkaufen. Dieser zahlt in der Regel 80 bis 90 Prozent des jeweiligen Rechnungsbetrags innerhalb von 48 Stunden an den Factoring-Nehmer aus. Zusätzlich übernimmt er meist das Mahn- und Inkassowesen und trägt das Risiko eines Zahlungsausfalls. Da für einen solchen Anbieter hauptsächlich die Bonität der Kunden des Unternehmens zählt, steht er als Finanzierungspartner oft auch in der Krise zur Verfügung.
… Gebäude, Maschinen, Anlagen und Fahrzeuge im Rahmen von Sale-and-Lease-Back an einen Finanzierungspartner verkaufen und sie direkt wieder zurückleasen. So wird gebundenes Kapital freigesetzt. Die Assets bleiben im Unternehmen; können weiter genutzt werden. Der Fokus auf Vermögensobjekte macht die Finanzierung krisenkompatibel.
… nicht betriebsnotwendiges Vermögen wie ungenutzte Immobilien, Anlagen, Lagerbestände oder Maschinen verkaufen. Wichtig hierbei: Prüfen, ob die Assets tatsächlich Eigentum des Unternehmens, unbelastet und entbehrlich sind.
… im Rahmen des Finetradings einen Zwischenhändler einsetzen. Dieser kauft benötigte Waren und Rohstoffe bei den jeweiligen Lieferanten, verkauft sie mit einem verlängerten Zahlungsziel an das Unternehmen weiter und übernimmt die Vorfinanzierung. Der Betrieb kann die Ware direkt nutzen, hat aber länger Zeit, zu zahlen, belastet seine Liquidität also nicht sofort. Einschränkung: Finetrader achten auf die Bonität ihrer Nutzer – ist die Krise bereits zu weit fortgeschritten, steht das Modell meist nicht mehr zur Verfügung.
… ein Darlehen von einem der eigenen Gesellschafter gewährt bekommen. Allerdings werden solche Darlehen im Insolvenzfall nachrangig bedient.
… im Rahmen von Private Equity auf Beteiligungsgesellschaften als Investoren setzen. Diese stellen Eigenkapital zur Verfügung, oft im Tausch gegen Mitspracherechte und Gewinnbeteiligung. Ihr Ziel ist meist, das Unternehmen zu stabilisieren und später ihre Anteile gewinnbringend zu verkaufen.
Tipp: Wer frühzeitig auf einen Mix verschiedener Finanzierungsformen setzt, erhöht seine Krisenfestigkeit. So bleibt das Unternehmen weniger abhängig von einzelnen Kapitalgebern und kann flexibler reagieren.
Sie haben Fragen zu Finanzierungsmöglichkeiten in der Krise oder benötigen Unterstützung in einem konkreten Sanierungsfall? Dann wenden Sie sich gern an unseren Experten Simon Leopold.