2025 war für viele KMU ein weiteres Ausnahmejahr. Hohe Kosten, unsichere Märkte, steigende Insolvenzen: Mehr denn je hing der Unternehmenserfolg davon ab, wie früh Risiken erkannt, Entscheidungen getroffen und Partner eingebunden wurden. Ronny Baar blickt auf 2025 zurück, erklärt, was in der Krise über Erfolg oder Scheitern entscheidet und wie sich 2026 entwickeln dürfte.
Herr Baar, wie geht es kleinen und mittleren Unternehmen Ende 2025?
Nun, 2025 war ein Jahr voller Bewährungsproben – mal wieder muss man sagen. Die Kombination aus steigenden Kosten, etwa für Energie, Material und Personal, teuren Finanzierungen, schwankender Nachfrage und der angespannten geopolitischen Lage, hat viele Geschäftsmodelle auf den Prüfstand gestellt. Denn: Höhere Kosten können in den meisten Fällen nicht ohne Weiteres an die Kunden weitergegeben werden. Zudem sind viele Geschäftspartner selbst unter Druck; daher wurden in der Breite Kosten heruntergefahren, Investitionen und Projekte verschoben. Das alles erzeugte in diesem Jahr bei vielen mittelständischen Unternehmen wachsende Liquiditätssorgen und Zweifel, ob das bisherige Geschäftsmodell noch tragfähig ist. Nicht ohne Grund sind 2025 die Insolvenzzahlen in manchen Monaten auf Rekordhöhen geklettert.
Wie wirken sich die hohen Insolvenzzahlen konkret auf Ihre Arbeit aus?
Wir begleiten deutlich mehr Unternehmen in Krisensituationen, sei es im Rahmen von kaufmännischer Begleitung in gerichtlichen Sanierungsverfahren oder in Distressed-M&A-Prozessen. Die Fälle werden dabei komplexer. Viele potenzielle Käufer und Investoren sind durch das volatile Marktumfeld verunsichert und zeigen sich zurückhaltend. Das wiederum verlängert Prozesse, verschärft Unsicherheit und erhöht Risiken. Manche Mandate mussten trotz intensiver Unterstützung abgewickelt werden, weil strukturelle Probleme und fehlende alternative Finanzierungsmöglichkeiten in der Kürze der Zeit nicht mehr zu beheben waren. Trotz der widrigen Umstände begleiten wir aber viele Unternehmen, die eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit zeigen und die Krise nutzen, um sich neu aufzustellen.
Was zeichnet die Unternehmen aus, die erfolgreich saniert wurden?
Da spielen immer sehr unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Aber etwas lässt sich doch klar sagen: Wer die Krise früh erkennt, Anzeichen nicht wegignoriert – weil es ja sicher irgendwann besser wird –, wer sich Experten ins Boot holt und schonungslos bei der Bestandsaufnahme ist, wer rechtzeitig Sanierungsmaßnahmen einleitet und bei Bedarf früh nach Investoren oder anderen Partnern sucht, hat am Ende deutlich bessere Karten als der, der zu lange wartet und beratungsresistent weitermacht wie bisher. Wer zudem aktiv und transparent kommuniziert – gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Finanzierern – kann Vertrauen erhalten, Zugang zu Kapital sichern und eine solide Basis für einen erfolgreichen Neuanfang schaffen. Denn das ist es, was wir erreichen wollen: eine Insolvenz nicht zwangsläufig als Ende anzusehen, sondern als Hebel für etwas Neues zu nutzen.
Wagen Sie einen Blick nach vorn: Wie wird 2026?
Gute Frage, in Zeiten wie diesen lässt sich eine Prognose gar nicht so leicht abgeben. Aber: Sollte sich die allgemeine wirtschaftliche Lage stabilisieren, könnte sich die Investitionszurückhaltung lockern, sodass wieder mehr Kapital für Übernahmen und Wachstum bereitgestellt werden kann. In diesem Szenario sehe ich deutliche Chancen: Unternehmen könnten einfacher restrukturiert und saniert werden und hätten deutlich bessere Aussichten auf langfristigen Erfolg. Zudem könnte es zu einem belebteren M&A-Markt kommen. Stagniert die Wirtschaft allerdings weiterhin, müssen wir mit weiteren hohen Insolvenzzahlen rechnen und mehr Fällen, die in Abwicklung enden. Wie sich die Wirtschaft genau entwickelt, wird sich zeigen. Unternehmer können aber schon jetzt aktiv werden: wachsam und mutig bleiben, Transformation gezielt vorantreiben. Zukunft entsteht nicht im Abwarten, sondern im Handeln.
Vielen Dank für Ihre Einschätzung.
Sie haben Fragen oder Anregungen. Sprechen Sie gern direkt mit Ronny Baar.
